• Individuelle Beratung
  • Deutsch für den Beruf
  • Vermittlung in Ausbildung und Arbeit
  • Begleitung in Beschäftigung
  • Berufliche Qualifizierung


Zweites Dortmunder Forum für Flüchtlinge mit großer Resonanz

Die Frage nach dem Umgang mit der wachsenden Zahl von Flüchtlingen in Deutschland ist inzwischen in alle Politik-Etagen gedrungen, teilweise gibt es Forderungen und einzelne Schritte, die in Richtung einer erleichterten Integration von Flüchtlingen gehen. In der Praxis müssen Flüchtlinge und alle, die mit ihnen arbeiten, aber mit einem sehr knappen Instrumentarium auskommen, um den Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen, beim Einstieg in das Leben in Deutschland zu helfen.

Um diese Praxis der Arbeit mit Flüchtlingen ging es beim zweiten Dortmunder Forum für Flüchtlinge, das am Dienstag, 09.04.2014, im Dietrich-Keuning-Haus stattfand. Natürlich war es auch Ziel, Anstöße zur Verbesserung der Lebenssituation von Flüchtlingen in Deutschland in den politischen Raum zu geben, vor allem aber ging es darum, in der Praxis der Flüchtlingsarbeit durch vermehrte und abgestimmte Zusammenarbeit vor allem in den Bereichen Beratung, Sprachförderung, Bildung und Qualifizierung positive, humanitäre Handlungs-Standards zu setzen. Denn bisher scheitern Flüchtlinge mit häufig hoher Bildungs- und Arbeits-Motivation viel zu oft an (Arbeits-) Verboten, fehlender Unterstützung und institutionellen Stolpersteinen - und werden so gegen ihren Willen in die Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen gezwungen, mit allen persönlichen und finanziellen Folgen.

Wichtigster Partner für alle Handlungsschritte mit Flüchtlingen ist natürlich die städtische Ausländerbehörde. Deren oberste kommunale Chefin, die Rechtsdezernentin der Stadt Dortmund Diane Jägers, sicherte in einem sehr engagierten Grußwort den Flüchtlingen in Dortmund die Unterstützung der Stadt bei ihrem Bemühen um Bildung, Ausbildung und Arbeit zu. Die Frage, ob es noch zeitgemäß sei, Flüchtlinge von Bildung und Arbeit auszuschließen, verneinte sie vehement aus humanitärer und ökonomischer Sicht; angesichts der durch den demographischen Wandel verursachten Probleme auf dem Arbeitsmarkt brauche man diese Menschen sehr dringend. Und letztlich gebe die humane Aufnahme von Flüchtlingen, z.B. aus Syrien, der Erhaltung des Weltfriedens eine Chance.

Volker Milk, Regierungsvizepräsident in Arnsberg, betonte die große Bedeutung Runder Tische für die Verständigung von Bevölkerung, Behörden und Flüchtlingen über deren Leben in Deutschland. Die Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung müsse durch eine erkennbar sinnvolle Arbeit mit Flüchtlinge erhalten bleiben.

In seinem Impulsvortrag beschäftigte sich Prof. Dr. Tobias Trappe (FH für öffentliche Verwaltung, Duisburg) mit der schweren Arbeit der VerwaltungsmitarbeiterInnen, die in einem Spannungsfeld von (eigenen) humanitären Vorstellungen, behördlichen Regelwerken und divergierenden gesellschaftlichen Ansprüchen Entscheidungen über das Leben von Menschen treffen müssen. An sie wird von den Flüchtlingen die große Frage „Darf ich bleiben?“ herangetragen, hinter der sich oft schlimme Fluchtgeschichten verbergen.

Trappe machte mit diesem Vortrag den versammelten in der Flüchtlingsarbeit engagierten Menschen klar, dass die Ausländerbehörden nicht einfach als Gegner im Bemühen um Integration von Flüchtlingen betrachtet werden dürfen. Wichtig ist vielmehr, dass man das offene Gespräch miteinander sucht, um in den oft komplizierten rechtlichen Fragen des Aufenthalts positive Wege für die betroffenen Menschen zu finden.

Bewegend war auch das Gespräch mit einigen jungen Flüchtlingen, die über ihre Fluchtgeschichte berichteten. Als Flüchtling in ein fremdes Land zu kommen, heißt, alles, was vorher war, aufzugeben und unter sehr schwierigen Bedingungen ein neues Leben anzufangen. Als Geduldete eine Zukunftsperspektive zu entwickeln, geht eigentlich gar nicht, weil jederzeit die Gefahr der Abschiebung besteht: „Ich habe immer Angst, morgens in den Briefkasten zu schauen – es könnte ein Brief darin liegen, der alle meine Hoffnungen zerstört.“ Dass sie dennoch gegen alle aufenthaltsrechtliche Vernunft voller Zuversicht über Abitur und Studium sprechen, zeigt vor allem, welche psychische Stärke nötig ist, sich gegen das 'unerwünscht sein' positiv zur Wehr zu setzen – das ist den 4 jungen Menschen mit vielfältiger Unterstützung durch Berater und Bildungsträger gelungen. „Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?“ - Auf diese Frage antwortete keiner mit Sorgen über Ausgrenzung und Abschiebung – hoffentlich zu recht.

Am Nachmittag trafen sich die Teilnehmer in verschiedenen Arbeitsgruppen, in denen die weitere konkrete Arbeit in mehreren Themenbereichen verabredet wurde; es ging um Wege zur Erlangung von Sprachkenntnissen und Schulabschlüssen, um Fragen von Ausbildung und Zugang zum Arbeitsmarkt und darum, wie die praktische Zusammenarbeit aller Beteiligten mit den Mitarbeitenden der Ausländerbehörde verbessert werden kann. Dass man miteinander sprechen muss, war für alle klar. Das soll demnächst auch durch die Einrichtung einer Internetseite möglich werden, die den Dialog auch zwischen den jährlich stattfindenden Foren gewährleisten soll. Und dass Flüchtlinge ihre Anliegen auch selbst vertreten sollen, wurde mit Blick auf die Gründung einer Selbstorganisation diskutiert.

Über die Bedeutung dieses Forums waren sich am Ende alle einig: „Meine Ansprechpartner in Behörden und Organisationen haben Gesicht und Namen bekommen!“ hieß es; und: „Gut, dass wir uns an einen gemeinsamen Tisch gesetzt haben.“ Für die alltägliche Beratungs- und Förder-Arbeit bedeutet es schon sehr viel, wenn man Hand in Hand arbeiten kann. Ein wichtige Aufgabe wird sein, die großen Lücken im Qualifizierungsangebot zu schließen; so haben über 18-jährige derzeit kaum eine Möglichkeit, einen Schulabschluss zu erwerben, der für einen gesicherteren Start in den Arbeitsmarkt dringend notwendig wäre.

Und natürlich wollen alle im nächsten Frühjahr zum „Dritten Dortmunder Forum für Flüchtlinge“ wieder zusammenkommen.

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